Warum wir alle mehr Babbeln sollten: Der online Sprachkurs im Check!

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„Hatschi!“ Ich kann es einfach nicht lassen,  auf jedes mir entgegenkommende Niesen mit „God Bless you – Hamakumala – Jesú – À ta santé – Gezondheid – Gesundheit!“ zu antworten. Die hochgezogenen Augenbrauen, die ich dabei ernte, lassen den Erkälteten oftmals nur noch kranker aussehen. Dass ich als Frau gerne babbel, müsste doch jedem bekannt sein. Et voilà, der gleichnamige online Sprachlernkurs hat scheinbar seine Homepage direkt auf meine Redefreudigkeit zugeschnitten: Es bietet mir die Möglichkeit, mich schon bald in 14 verschiedenen Sprachen mit der ganzen Welt auszutauschen.

„¡Hola!“ in der Babbelwelt

Die Anmeldung erfolgte problemlos via Email und wer nun glaubt, ich könnte eigentlich gleich drauf los lernen, well, der liegt genau richtig: Mit „¡Hola!“ begrüßten sich zwei mir gleich symphytische Spanierinnen auf einem Foto. „¡Hola!“ entgegnete ich. Da es mein erstes spanisches Wort war, konnte ich viel mehr nicht dazu sagen. Aber die Spracherkennung schien zufrieden zu sein. Um auf Nummer sicher zu gehen, durfte ich „¡Hola!“ noch einmal selbst eintippen. Da verstand ich, warum das Babbel Prinzip als so „unser friendly“ charakterisiert wird. Ebenso spielte ich die Worterkennung mit „gracias“ durch und war schon fast traurig, als mir eine Hand „¡Chao!“ winkte.

Das Konzept der drei T´s – ein Nährboden für unser Gehirn

Dank Ton, Text und Tippen fühlte mich für den nächsten Happen Spanisch gut gerüstet. Die in einer halben Stunde zu schaffenden Lektionen verlaufen alle nach diesem sehr didaktischen Schema der drei T, wozu sich ein jeder Lerntyp mit identifizieren vermag: Die Visuellen prägen sich Bilder; die Auditiven den Klang ein,  während die Spracherkennung bei den Kommunikativen und das Tippen den Motorischen Paukern weiter hilft. Obwohl ich Anfangs diese konstant monotone Vorgehensweise als überflüssig und viel zu langwierig empfand, belehrte sie mich eines besseren sobald ich bei den Sprichwörtern angelangt war: Dasselbe Wort war nicht automatisch immer demselben Bild zugeordnet und obwohl die hohe Toleranz der Spracherkennung mein Ego stärkte, wusste ich genau, dass ein Spanier mich mit meinem Spanglisch eher für eine nie mit einem Spanier gesprochene, mit einem online Programm studierte Deutsche halten würde.

Dafür, dass „die 40 singen“ etwas mit „mit jemandem ein Hühnchen zu rupfen“ zu tun hat, brauchte es bei mir schon drei T´s, einfach um mir eine Eselsbrücke für diese Absurdität auszudenken. Die stupide Wiederholung –  übrigens eine Wissenschaftliche Methode, die gelerntes vom Ultrakurzzeitgedächtnis (hoffentlich) ins Langzeitgedächtnis verschiebt – scheint somit aufzugehen. Nach kurzer Zeit fand ich mich jedoch in meinem alt bekannten Zettelchaos wieder, denn weder die Guten- noch die Schlechten Freunde oder sonst welche nützlichen Regeln zur Sprachbildung fand ich Glossarartig schnell auffindbar.

Die Babbel Community – gemeinsam wird’s erst interessant

Dabei hätte ich sie dringend gebraucht, denn gut zwei Minuten nach meines Begrüßungsposts in der Babble Community kontaktierte mich Carlos um mit mir eine Kommunikation auf Spanisch zu beginnen. Unerwarteter Weise schienen wir sogar über mein „¡Hola!“ hinaus zu kommen. Ana aus Russland gesellte sich nach kurzer Zeit zu uns, natürlich ebenfalls mit dem obligatorischen „¡Hola!“. Da begriff ich die Philosophie von Babble: Sprache bringt nur etwas, wenn man sie anwendet – wobei die bloße Verständigung wichtiger zu sein scheint als die rigide Grammatik.

Fortschritt – Sprachlich, Kulturell und Mobil

Babbel bringt mit seiner einfachen Handhabung verschiedenste Länder und Sprachen zwar nicht immer auf einen Nenner, aber zumindest schon mal auf eine Website und trägt zu einem interkulturellen Austausch aller Generationen bei. À pro pos: Das Sprichwort “andere Länder, andere Sitten“ verifizierte sich für mich, sobald es um politische Zustände ging.

Der brodelnde Topf blieb jedoch aus, zu sehr geht es bei Babbel um das Sprachenlernen an sich und um den Respekt der anderen Kultur. Somit trägt die Seite nicht nur zum eigenen, sondern auch zu einem globalen Fortschritt bei. Einen wörtlicher Fort-Schritt erreicht der Nutzer in Punkto Mobilität. Durch die Umsetzung des Programms auf der Smartphone App gelingt dem 300 Köpfe starken Unternehmen ein Höchstmaß an Flexibilität und spricht somit Jugendliche sowiezeitlich eingespannte Erwachsene gleichermaßen an.

Preise im grünen Bereich – sofern man sie einmal gefunden hat

Akzeptabel sind auch die monatlichen Tarife von 9.95 Euro pro Monat, die bis zu 50% einzusparen sind durch das 12- Monats Angebot für 4,95 Euro. In jeder Sprache gibt es zudem eine erste Gratislektion zum Ausprobieren. Babbel ist somit fair und lässt mich zunächst einmal testen. Als zahlungswilliger Verbraucher lockt dieses jedoch zunächst einmal eine gewisse Skepsis hervor, denn die Lektion wird begonnen ohne Hinweise darauf, dass nur der komplette Zugang etwas kostet und die Community sowie die Probelektionen jedoch jedem Nutzer frei zur Verfügung stehen. Ich habe mich also nach jeder Übung gefragt, wann die zwei symphytischen Spanier anstatt dem „¡Hola!“ ein „Dollar“ in Folge einer saftigen Rechnung präsentieren. Die einst sinnvolle Idee des Testens wird somit unverdienterweise in die Abzockschublade gesteckt.

Beginner Kurse mit Potential nach oben

Ebenfalls ausbaufähig sind die Niveaus der einzelnen Sprachen.  Obwohl den Nutzer die Anfängerkurse laut Website bis zum Sprachlevel A2 des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen bringen sollen, fühle ich mich nach dem Kurs in Spanisch allerhöchstens reif für eine Reise nach Mallorca. Vieles wird auf bei den Grundzügen belassen, wenig geht in die Tiefe.

Wie jedoch schon vorab festgestellt: Babbel möchte keine Grammatikfetischisten, sondern sprachinteressierte Menschen durch lebendige Sprachkurse zusammen bringen. Chapeau, das Konzept blüht unter diesem Gesichtspunkt gänzlich auf und es überzeugt. Denn was eine perfektionistisch beherrschte Sprache bringt, ohne die Chance sie zu sprechen liegt auf der Hand. In diesem Sinne bleibe ich bei meinem „God Bless you – Hamakumala – Jesú – À ta santé – Gezondheid!“ und wünsche euch allen  Gesundheit.

Informationen zum Autor

Vanessa Opladen

Vanessa ist Redakteurin bei Startstories. Zurzeit studiert sie Psychologie an der Universität Osnabrück.

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