Messe oder Festival – Wie war die Cebit 2018?

0

Die Cebit war einmal die größte Messe der Welt, hatte in den letzten Jahren aber rückläufige Besucherzahlen zu melden. Mit einem neuen Konzept sollte in diesem Jahr die Wende geschafft werden, weg von reinen Messe-Elementen, hin zu einem Festival. Auch thematisch wollte man sich mehr ein Vorbild an anderen modernen Digitalkonferenzen nehmen. Wie also war die Cebit 2018?

Die „Neuheiten von der Cebit“ ließen seit 1986 technikbegeisterte Herzen immer einmal im Jahr höher schlagen. Zahlreiche Innovationen, die mittlerweile zum Alltag gehören, waren einst ein Highlight auf der Messe in Hannover. Und auch wenn die Cebit immer noch eine wichtige Rolle für Unternehmen, Journalisten und auch interessierte User spielte, so sind die Macher zu dem Schluss gekommen, dass es Zeit für ein neues Konzept ist. Das durchaus tiefergehende Veränderungen stattfinden, konnte man zum Beispiel daran sehen, das Microsoft in diesem Jahr nicht auf der Cebit vertreten war. Was genau erwartete die Besucher also in diesem Jahr auf der Messe?

Alles neu auf der Cebit?

Tatsächlich konnte manch ein Besucher bei einem Rundgang auf dem Gelände die gute alte Technikmesse vermissen. Die in diesem Jahr getroffenen Änderungen sollten explizit ein jüngeres Publikum unter 35 Jahren ansprechen. Vereinfacht gesagt wurde die seriöse Messe um Festivalelemente ergänzt. Sich selbst versteht man jetzt als „Europas Business-Festival für Innovation und Digitalisierung“.

Während die Cebit in den vergangenen Jahren im März stattfand, hat man sich 2018 für den Juni entschieden, um einen Teil der Ausstellungsfläche aus den Messehallen heraus nach draußen verlagern zu können. Damit sollte der neue Festivalcharakter unterstrichen werden. Vorbilder für das geänderte Konzept der Cebit sind erfolgreiche Digitalkonferenzen, zum Beispiel der Web Summit, oder das SXSW-Festival, welches einmal im Jahr in Austin in Texas stattfindet. Konnte die Messe in Hannover mit diesen großen Vorbildern mithalten?

Thematisch waren die Gemeinsamkeiten auf jeden Fall zu sehen. So ging es auch in Hannover um die Veränderungen, die durch technologischen Fortschritt und zunehmende Digitalisierung in den nächsten Jahren die Gesellschaft maßgeblich beeinflussen werden. Einige Schlagworte sind hier künstliche Intelligenz, das autonome Fahren oder die Fortschritte im Bereich Virtual Reality. Insgesamt waren auf der Cebit in diesem Jahr circa 2800 Aussteller aus 70 Ländern zugegen.

Der neue d!campus auf der Cebit

Auf dem sogenannten d!campus sollte das neue Gesicht der Cebit besonders deutlich werden. Hier gab es unter anderem Auftritte von Jan Delay und Mando Diao, ein von SAP aufgestelltes Riesenrad und Streetfood. Außerdem konnten Drohnen und autonome Fahrzeuge in Aktion gesehen werden. Zu den weiteren Programmpunkten gehörten die FuckUp-Nights, bei der Gründer und Entrepreneure über ein gescheitertes Projekt sprachen, ein Science-Slam und weitere sogenannte Lectures, die ebenfalls die neue Richtung der Cebit deutlich machten. Das wurde zum Beispiel an der Lecture „How to Become a Youtube Star with Online Education” erkennbar.

d!tec und d!conomy – Die Cebit Expo

In den Bereichen d!tec und d!conomy konnten Besucher ebenfalls viele Innovationen bewundern. Thematisch war man dabei sehr breit aufgestellt: Von künstlicher Intelligenz bis hin zur Blockchain, von eGovernment bis zum Internet of Things, von Drohnen und der zukünftigen Mobilität bis hin zu Cloud Anwendungen. Wer sich auch nur ein wenig für Technik interessiert bekam hier auf jeden Fall einiges geboten. Große Aussteller waren zum Beispiel Vodafone und Hewlett-Packard. Auch Intel war mit einem Stand vertreten und bot die Möglichkeit, mit einer Surfwelle die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz genauer kennenlernen zu können. Außerdem war Intel für die allabendliche Lichtshow verantwortlich, die nach Einbruch der Dunkelheit durch mehrere hundert Drohnen im Nachthimmel aufgeführt wurde.

d!talk – Die Speaker auf der Cebit

Auch in diesem Bereich gab es entscheidende Neuerungen im Vergleich zu den Vorjahren. Mehr als 500 Speaker, Gründer und Visionäre teilten ihre Meinungen und ihr Wissen in Talks und Speeches auf insgesamt zehn Stages mit. Es war also nicht immer einfach, sich für einen Talk zu entscheiden.

Als Speaker mit dabei war zum Beispiel Jaron Lanier, der schon seit mehreren Jahrzehnten im Bereich Virtual Reality tätig ist, wobei er diesen Ausdruck maßgeblich mitgeprägt hat. In seiner Zeit bei Atari in den achtziger Jahren entwickelte er einen Datenhandschuh zur Steuerung von Computerbefehlen. Auf der Cebit sprach er auch über sein neues Buch, in welchem er User dazu auffordert, ihre Social Media Profile zu löschen.

Ebenfalls mit dabei war Ranga Yogeshwar, der durch seine Wissenschaftsendung im deutschen TV Bekanntheit erlangte. Auf der Cebit gab er einen interessanten Talk zum Thema „Man and Machine – Who’s Programming Who?“. In einem anderen Vortrag ging es hingegen um „Love and Sex with Robots – Ethical and Legal Implications“. Weitere Themen waren unter anderem Content Marketing und die Rolle von Influencern.

Das Fazit der Cebit

Ein Blick auf die Besucherzahlen ist zunächst einmal ernüchternd. So kamen in diesem Jahr lediglich 120.000 Besucher, ein deutlicher Rückgang zu 2017, wo es noch knapp 200.000 Besucher waren. Im Vergleich dazu kamen zu den absoluten Hochzeiten der Cebit bis zu 800.000 Besucher auf eine wesentlich größerer Ausstellungsfläche.

Veranstalter und Aussteller zogen allerdings ein positives Fazit. Die neue Cebit sei nicht mehr mit der alten Messe vergleichbar. Auch selbstgesteckte Ziele seien erreicht wurden, so war der durchschnittliche Messebesucher mit 35 Jahren jünger als in der Vergangenheit. Auch konnte ein höherer Anteil an weiblichen Besuchern gezählt werden.

Tatsächlich kommt es nicht oft vor, dass sich eine Messe derart neu positioniert, wie es bei der Cebit der Fall war. Das neue Konzept und der Festivalcharakter sorgten auf jeden Fall für frischen Wind in so manchem Messekalender. Gefühlt wurde auch in vielen Medien wieder mehr über die Messe berichtet. Vielleicht kann man im nächsten Jahr dann wieder höhere Besucherzahlen aus Hannover melden.

Informationen zum Autor

Hannes Jarisch

Hannes ist Redakteur bei Startstories. Seine Brötchen verdient er als Online Entrepreneur und Blogger. Er besitzt einen Master in BWL und einen Bachelor in Politikwissenschaft.

No comments

Arbeiten im Startup – Vor- und Nachteile

Arbeiten im Startup – Vor- und Nachteile

Startups sind momentan total angesagt: TV Formate wie Höhle der Löwen oder auch die Food Truck Challenge Karawane der Köche erzielen spitzenmäßige Einschaltquoten. Viele junge ...