Kleiderkreisel ist ein Mix aus Vintage-Shopping im Internet und einem aktiven Austausch unter Modeinteressierten. Mit bereits über 1.300.000 Mitgliedern hat sich die Online-Tauschbörse einen Namen gemacht. Nach dem Motto “Tauschen, Verkaufen, Verschenken” gelingt es Kleiderkreisel eine Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit zu schaffen und gleichzeitig immer neue Trends und Kleidungsstücke zu entdecken. Suanne Richter, eine der drei Gründerinnen, hat uns einige interessante Fragen zu Kleiderkreisel beantwortet.
Wie ist das Prinzip von der Tausch-Plattform?
Bei Kleiderkreisel kann jeder seine ungenutzten Kleider kostenlos weitergeben, frei nach dem Motto “des einen Schrankhüter ist des anderen neues Lieblingsteil”. Tauschen, verkaufen oder verschenken – auf gleich drei Weisen können Teile ihren neuen Besitzer finden. Kleiderkreisel ist aber auch mehr als eine reine Handelsplattform. Es ist eine kreative Online-Heimat für Mode-Liebhaberinnnen, die sich via Forum, Facebook und persönlichen Nachrichten austauschen, Tipps einholen oder sich auf dem Kreisel-Blog selbst als Blogger ausprobieren wollen. Der tolle Nebeneffekt: Man lernt bei den Tausch- und Teilaktionen, aber auch im Forum jede Menge Leute kennen und erfährt die Geschichte hinter seinen neuen Schätzen.
Steckt ein besonderes Ziel oder eine Absicht hinter Kleiderkreisel?
Unser Ziel ist es, Second-Hand zur ersten Wahl zu machen. Wir wollen erreichen, dass jeder erst einmal bei uns stöbert, bevor er etwas Neues kauft.
Wie kam es zu der Gründung von Kleiderkreisel?
Die Geschichte von Kleiderkreisel beginnt mit dem Teilen, das sich wie ein roter Faden durch unser Unternehmen zieht. 2008 bin ich als Studentin mit meiner Freundin Sophie Utikal in den Semesterferien durch Osteuropa gereist – per Couchsurfing. Dabei sind wir auch auf der Couch von Justas Janauskas in Vilnius, Litauen, gelandet, der uns von seiner gerade gegründeten Plattform manodrabuziai.lt, der litauischen Schwester von Kleiderkreisel erzählte. Wir waren sofort von dem Konzept begeistert. Etwa ein halbes Jahr später klingelte unser Telefon in München und Justas fragte uns, ob wir das Konzept in Deutschland umsetzen möchten.
Zusammen mit unserem neuen Mitstreiter Martin Huber haben wir die Seite gestartet und mussten uns Learning by doing das wichtigste Know-How eines Unternehmers aneignen – vom Marketing bis zur Buchhaltung. Denn wir drei kamen aus vollkommen fremden Fachrichtungen. Wir hatten am Anfang überhaupt keine Ahnung, was eine Bilanz ist und wie man am besten eine Internetseite bewirbt. Bereits Anfang Januar 2010 hatten wir die ersten 1.000 Mitglieder gewonnen, ein Jahr später sind es durch Mund-zu-Mund-Propaganda bereits 40.000 und heute 1,3 Millionen Mitglieder. Wir lernen immer noch dazu, aber das Tolle ist, dass unsere Mitglieder uns sofort Feedback geben, wenn ihnen etwas nicht gefällt.
Haben Sie Kleiderkreisel privat schon einmal in Anspruch genommen? Und falls ja, welcher Artikel war das Objekt der Begierde?
Klar, wenn man den ganzen Tag im Katalog unterwegs ist, fallen einem natürlich ständig schöne Sachen auf. Als letztes habe ich mir einen ganz tollen bunten Winterpullover aus den 80ern gekauft.
Gibt es in der Zukunft Veränderungen bei Kleiderkreisel?
Wir haben vor einem Jahr unsere Tochter-Plattform Mamikreisel ins Leben gerufen, auf der Kinder- und Schwangerschaftsartikel getauscht, verkauft oder verschenkt werden können. Die Seite hat schon jetzt 120.000 Mitglieder. Außerdem konzentrieren wir uns seit letztem Herbst auch auf unsere österreichischen Nachbarn und wollen Kleiderkreisel dort auch noch bekannter machen.
Kleiderkreisel ist der „größte Kleiderschrank Deutschlands“. Wie erklären Sie sich diesen Hype, im Internet Kleidungsstücke zu tauschen?
Ich glaube, das Besondere von Kleiderkreisel ist, dass wir organisch gemeinsam mit der Internet-Gemeinde gewachsen sind. Wir sind kein aufgesetztes Marketing-Konstrukt, sondern eine nachhaltige Grundidee, die sich mit der Community weiterentwickelt hat. Außerdem sind alle Elemente von Kleiderkreisel sehr persönlich, jeder soll sich frei nach dem Prinzip des Collaborative Consumptions austauschen. Das fängt bei Tausch-Aktionen an, bei der nicht nur bloß “Haben will”-Häkchen gesetzt werden, sondern die beiden Partner ihren Tausch per freier Nachricht regeln – und sich dabei kennenlernen. Und endet bei Bausteinen wie den von unseren Mitgliedern geschriebenen Blog, den moderierten, intensiv genutzten Foren, unsere sehr aktive Facebook-Seite und lokalen Tauschpartys, die von der Community mit unserer Hilfe umgesetzt werden. Dadurch sind wir nicht nur ein sozialer Marktplatz, sondern ein Lebensgefühl.
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