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Interview mit Fabian Dudek, Mitgründer von Nestpick

Nestpick will den Wohnungsmarkt umkrempeln. Das An- und Vermieten einer Wohnung kann komplett über die Plattform abgewickelt werden. Nestpick wurde im Mai 2014 von Fabian Dudek gegründet und gehört heute zur Rocket Internet Familie.

Kannst du kurz die Idee hinter Nestpick vorstellen?

Fabian Dudek: „Bei nestpick glauben wir an eine Zukunft, in welcher man innerhalb von Sekunden ein neues Zuhause finden oder vermieten kann.
Wir stellen den gesamten Mietprozess online und beweisen, dass wir einen besseren Online Miet- und Vermietungsprozess entwickeln können, als es bisher gab.
Nach einer Buchung mit nestpick bekomme ich in weniger als 48 Stunden Bescheid, ob ich die Wohnung bekomme. Die Bezahlung und bald auch die Verträge, werden komplett online abgewickelt.
Vermietern schicken wir interessierte Mieter, die bereits ihre Kaution einbezahlt haben. Aktuell müssen Vermieter hunderten Mietern antworten, um herauszufinden ob ein potentieller Mieter überhaupt interessiert ist. Darauf folgen Stundenlange Besichtigungen und Vertragsgespräche.“

Ein paar Monate nach Gründung kam es ja zum Einstieg von Rocket Internet bei Nestpick. Was habt ihr euch vom Engagement von Rocket erhofft und wurden eure Erwartungen erfüllt?

Fabian Dudek: „Wir sind jung und wild. Für uns war immer klar, dass wir die Welt verbessern wollen und zur Welt gehören nun mal mehr als 5 Städte in den Niederlanden.
Um die Welt mit einem Konzept wie nestpick zu verbessern brauchten wir zwei Dinge. 1. Das Kapital, um eine Expansion zu finanzieren und 2. Das Know-how wie man schnell expandiert und worauf man dabei achten muss.
Rocket konnte uns mit beidem helfen – daher hat die Partnerschaft Sinn gemacht. Nichtsdestotrotz bleiben wir eine unabhängige Firma mit weiteren Investoren. Das Setup passt so sehr gut für uns.“

Gestartet seid ihr als Zimmervermittlung für Studenten in den Niederlanden, mittlerweile seid ihr in mehreren Ländern als Plattform zur Wohnungs-und Zimmervermittlung aktiv. Wo soll in Zukunft die Reise von Nestpick hingehen?

Fabian Dudek: „Wir sehen sowohl auf der Mieter- als auch auf der Vermieterseite diverse Profile. Lokale Mieter machen inzwischen mehr als 33% unserer Buchungen aus und auch auf der Vermieterseite arbeiten wir von Firmen mit tausenden Wohnungen bis hin zu Hausfrauen, die ein extra Zimmer vermieten. Unser Ziel ist ganz klar: einen globalen neuen Standard zu setzen wie Menschen ihre Wohnungen und Zimmer mieten und vermieten, von 3 Monaten bis zu 3 Jahren.
Groß, aber hey – das ist doch das coole an Start-ups.“

Werdet ihr noch in weitere Länder expandieren, oder wollt ihr euch jetzt auf die bestehenden Märkte konzentrieren?

Fabian Dudek: „Ich habe mal gesagt, dass wir auf jeden Fall in jede Stadt der Welt expandieren werden, in der keine angenehme Lösung zum mieten einer Wohnung existiert. Da ich bisher immer noch niemanden getroffen habe, der Spaß an der Wohnungssuche hatte, ist die Frage weiterhin wann und nicht ob. Da wir extrem von Netzwerkeffekten profitieren, wollen wir uns aber erstmal darauf konzentrieren, die „Go-to“ Lösung in den zentralen Städten Europas zu werden.“

Wo seht ihr die größten Herausforderungen für Nestpick?

Fabian Dudek: „Wir verändern ein Verhalten von Grund auf – indem wir Wohnungen komplett online vermieten. Vor 10 Jahren hätte niemand geglaubt, dass sie irgendwann mal Schuhe online kaufen würden. Zappos und Zalando mussten jahrelang hart arbeiten, um zu beweisen, dass der Prozess online besser funktioniert als in einen Laden mit kleinerer Auswahl und schlechteren Preisen.
Genau diese Herausforderung haben wir mit nestpick auch. Jeder glückliche Mieter und Vermieter bringt uns unserer Vision ein Stück näher und irgendwann können wir per Knopfdruck in eine neue Wohnung ziehen und innerhalb von wenigen Monaten von einer Stadt oder Gegend in die andere wechseln.“

Nestpick scheint auf dem Immobilien-Markt tatsächlich eine Angebotslücke zu schließen. Beim Thema Wohnungssuche denken viele zunächst an Anzeigen in der Zeitung, lange Schlangen im Treppenhaus zum Besichtigungstermin und an nervige Dinge wie die Schufa-Auskunft. Woran könnte es eurer Meinung nach liegen, dass es so lange gedauert hat, die oft langwierige Suche nach einer Wohnung online abwickeln zu können?

Fabian Dudek: „Ich glaube Real Estate an sich ist nicht wahnsinnig sexy. Man denkt an schleimige Makler oder den ersten Vermieter, der über Jahre versprochen hat die Dusche zu reparieren. Das bedeutet auf der anderen Seite natürlich, dass nestpick die Möglichkeit hat die Wohnungs- oder Zimmersuche sexy, spaßig und interessanter zu gestalten.
Ich glaube wir würden auch bei weitem nicht so schnell wachsen, wenn die bisherigen Plattformen und Makler nicht so einen unglaublich schlechten Service liefern würden.
Sonst ist es glaube ich ganz logisch, dass nachdem ich Hotels und dann auch Zimmer von privaten Leuten online mieten konnte jetzt auch mein nächstes zu Hauses komplett online mieten kann.“

Seid ihr zufrieden damit, wie stark euer Angebot von Wohnungsbesitzern und Wohnungssuchenden nachgefragt wird?

Fabian Dudek: „Wir verbinden zwei komplett verschiedene Welten online miteinander. Zum einen sind da unsere Mieter, die Tinder, Spotify und Netflix benutzen. Zum anderen sind unsere Vermieter, die ihre Immobilien teilweise aus Notizbüchern raus gemanaged haben – bevor sie mit uns gearbeitet haben.
Nahezu jede Wohnung auf unserer Seite wird innerhalb von 3-6 Tagen gemietet, besonders jetzt wo uns immer mehr lokale Mieter für sich entdecken. Inzwischen mieten mehr als 33% unserer Mieter ihr nächstes „nest“ innerhalb der gleichen Stadt oder dem gleichen Land.
Damit ist für uns absoluter Fokus, so viele neue Vermieter wie möglich für uns zu begeistern und gleichzeitig unsere jetzigen Vermieter und Mieter weiterhin mit der bestmöglichen Customer Experience zu begeistern.“

Nestpick hatte im Sommer Schlagzeilen gemacht, da ihr euch von einer ganzen Reihe von Mitarbeitern getrennt hattet. War die Entscheidung aus jetziger Sicht richtig?

Fabian Dudek: „Ja das war sie, obwohl das Thema in der Presse größer gemacht wurde, als es war.
In der Tat war es natürlich sehr schwierig sich von einer Reihe von nestpick´s Wegbegleitern zu trennen. Je größer ein Unternehmen wird, desto mehr beschäftigt sich das Unternehmen mit sich selbst. Das kannst du dir nur leisten, wenn du den perfekten Product-Market-Fit hast und einfach nur skalierst. Wir haben einige aber nicht alle Kundensegmente gut verstanden und wissen, wie wir am besten Wert stiften können.
Unser Ziel ist aber den neuen Standard zu entwickeln, wie wir alle in Zukunft unsere Wohnungen mieten und vermieten werden. Bis dahin gibt es noch einiges an unserem Service zu verbessern. Dafür müssen wir agil bleiben und das ist schwer mit über 100 Leuten.“

Ihr wurdet auch schon dafür kritisiert, dass ein Interessent sich nur ein unzureichendes Bild von einem Zimmer oder einer Wohnung auf eurer Plattform machen kann. Wie wollt ihr in Zukunft mehr Vertrauen aufbauen?

Fabian Dudek: „Das war am Anfang 2015, zu einer Zeit in der wir unglaublich schnell expandiert haben. Dabei haben wir zwischenzeitig vergessen uns auf die Werte zu konzentrieren, die uns erfolgreich gemacht haben. Inzwischen glaube ich haben wir eine gute Balance gefunden zwischen „von der Zukunft träumen“ und „jetzt und hier den bestmöglichen Service bieten“.
Das ehrlichste und stärkste Vertrauen schaffen wir über glückliche Mieter und Vermieter. Niemand kann besser erklären, woran nestpick arbeitet und woran nestpick glaubt, als die Menschen die schon mit uns gemietet oder vermietet haben.
Daher gibt es bei uns kein riesen Marketing Budget, sondern ein erstklassiges Customer-Experience Department und ein Team mit dem unbedingten Willen, den Mietprozess für alle beteiligten angenehmer zu gestalten.“

Was sagt ihr den Leuten, die euch vorwerfen, in Städten mit ohnehin schon angespanntem Wohnungsmarkt weiter an der Preisschraube zu drehen?

Fabian Dudek: „Das ist Quatsch. Wie oben beschrieben wachsen wir vor allem über lokale Mieter. Wir minimieren die Anzahl an freien Wohnungen in einer Stadt nicht, sondern sorgen viel mehr im ersten Schritt für Transparenz und einfachen Zugang zu freien Wohnungen. Dadurch, dass wir es so einfach machen, freien Platz zu vermieten, sorgen wir im zweiten Schritt sogar für ein größer werdendes Angebot an Mietwohnungen in Gebieten mit hoher Nachfrage. Zum Beispiel haben viele Airbnb Gastgeber angefangen mit uns zu vermieten, weil wir endlich einen einfachen Weg bieten langfristige Mieter zu finden, und das alles auf komplett legalem Wege.“