Die MyCouchbox ist eine Überraschungs-Snackbox und verschickt monatlich süße & herzhafte Snacks in viele Tausend Haushalte. Wir konnten ein Interview mit Clemens Walter führen, Clemens ist neben Sarah Haide einer der Gründer der MyCouchbox. Warum die Carepakete seiner Mutter in seiner Studienzeit ein wichtiger Impuls für die Gründung des Startups waren und wie sich die MyCouchbox weiterentwickelt hat, hat uns Clemens im Interview verraten.
Clemens, wie bist du auf die Idee gekommen die MyCouchbox zu gründen?
Clemens Walter: „Wenn ich von der Heimat zurück in meine Studentenbude gefahren bin, hat mir meine Mutter immer eine kleine Notfallversorgungstasche mit allem was man in meiner Stadt ja so gar nicht kaufen konnte mitgegeben. In diesem Carepaketen waren meine Lieblingssüßigkeiten, Lieblingsjoghurts und manchmal auch Lieblingsbrot. Ebenso, wie meine Mutter Mitleid mit einem armen Studenten hattte, verspürte ich immer selbiges mit meinen Kommilitonen, die sich regelrecht über meine (Fr)Ess Box hermachten. Ich hatte immer Freude, mein Carepaket von meiner Mutter zu öffnen und jedes Mal aufs Neue die Frage, was wohl dieses Mal drin sei. Ende 2013 hat dieser Impuls dazu geführt, dass ich etwas in der Art vermarkten wollte. Parallel dazu gab es einen Careerday bei Rocket Internet, auf dem ich mich von Charles von Abercron, dem Gründer der Glossybox hab inspirieren lassen. Mich haben die Unternehmer mit so unglaublich viel Vermögen interessiert und ich hab mich konstant gefragt, was für eine Story die wohl erlebt haben, um solche Möglichkeiten hervorzubringen.”
Ihr seid heute Marktführer in Deutschland und Österreich, also habt ihr nun eine eigene (Start)Story oder?
Clemens Walter: „Ja, das haben wir. Nicht zuletzt daher, weil ich eigentlich ein sehr pragmatischer Unternehmer bin. Ich hab mir zusammen mit Sarah Haide (CEO) das Ziel gesetzt, in 6 Wochen zu launchen. Das hat mit den ersten 50 Boxen und einer grauenhaften Website auch super funktioniert. 80 Minuten nach dem Launch waren wir komplett ausverkauft, was uns 250,00 Euro an Umsatz brachte. Drei Stunden später stürzte unsere Webseite ab. Was wollte man mehr?”
Anscheinend wolltet ihr mehr, sonst wärt ihr heute nicht Sponsoren des IdeaLabs. Worauf basiert euer Konzept?
Clemens Walter: „Es dreht sich bei uns alles um die MyCouchbox, in der alles dabei ist, was das Futterherz begehrt: Schokolade, Kekse, Gummitierchen, Chips. Grundsätzlich alles, was man im Supermarkt aufsuchen würde. Durch die Vielfalt ist jedoch für jeden Geschmack etwas dabei. Unser Abo-Angebot wechselt dabei monatlich, man kann aber innerhalb eines Monats natürlich beliebig oft eine Box kaufen.”
Also verkauft ihr nur B2C und was kostet eine MyCouchbox?
Clemens Walter: „Nein, im B2B-Bereich stellen wir durchaus eine innovative Alternative zum Schlüsselbundpräsent her. Die Abobox gibt es ab 9,99 €, wobei der Warenwert immer mindestens bei 15,00 € liegt. Zudem haben wir limitierte Aktionsboxen, die sich einem bestimmten Thema widmen. Wir bringen es momentan auf 4000 Boxen plus ein paar Hundert Aktionsboxen monatlich, wovon 70% auf die Abobox und 30% auf die um zwei Euro teurere Einmalbox fallen.”
Wie funktioniert euer Konzept der materiellen Währung?
Clemens Walter: „Unser Geschäftsmodell beruht sich darauf, dass wir selber für die Ware nichts bezahlen. Oder vice versa: Wir lassen unseren Service mit Produkten bezahlen. Somit schaffen wir eine win-win Situation beim Preisvorteil für den Kunden und beim Preisvorteil für den Hersteller, der seine Produkte direkt beim Kunden zu Hause vorfinden kann. Der Clou ist, dass jedes Produkt mit einer Feedbackquote von Rund 12-13% bewertet wird und wir die Kundenmeinungen aggregiert gegen Geld an das Unternehmen weiter leiten.”
Was zu einem eigenfinanzierten und rasanten Wachstum von der MyCouchbox führte…
Clemens Walter: „Ja, wir haben uns sehr schnell enorm vergrößert und haben aktuell 11 Mitarbeiter in unserem Sitz in Stuttgart. Unser Startkapital waren 400 Euro und mit 30.000 Euro Gewinn, haben wir das Geschäftsjahr 2014 abgeschlossen. Vor ein paar Tagen haben wir auf Companisto eine Crowdfunding Kampagne gestartet, wobei wir jetzt schon die Schwelle von 100.000 Euro überstiegen haben.”
Wofür braucht ihr das Geld der Companisten?
Clemens Walter: „Wir haben festgestellt das unser Startup die MyCouchbox mit sehr wenig Budget sehr schnell wachsen kann. Wir wollen einen Marathon laufen, und nicht auf halber Strecke stehen bleiben. Wir wollen investieren in Sales, Marketing, Product Development und sind gleichzeitig so stolz darauf, endlich schwarze Zahlen zu schreiben. Zudem müssen wir aus Platzgründen in ein gößeres Büro umziehen. Es gibt noch so unglaublich viele Möglichkeiten, die wir ausschöpfen wollen. Wir wollen groß denken und uns trauen zu wachsen.”
Impliziert wachsen auch die Skalierung in andere Länder?
Clemens Walter: „Natürlich haben wir Potential, da wir schon jetzt in mehrere Länder wie z.B. Polen oder die Österreich importieren. Selbst der Schweizer Zoll erfreut sich mittlerweile in einem eigens angelegten MyCouchbox Regal unserer Leckereien. Das funktioniert aufgrund des gleichen Credos: Alle mögen Süßigkeiten und Snacks, wobei länderspezifisch differenziert wird.”
Sitzt du in zwei, drei Jahren selber auf der Couch oder was habt ihr mit MyCouchbox geplant?
Clemens Walter: „Unternehmerisch möchten wir dieselbe Passion zeigen wie aktuell, denn das bringt uns am Ende den Erfolg. Ich fühle mich inzwischen wie in einer Ehe, weiß um die Macken des Startups aber möchte mir noch mehr Wissen aneignen, um die Prozesse besser zu verstehen. Wir sitzen in Stuttgart, aber ganz und gar nicht auf der Couch. In den letzten Jahren sind wir schon fünf Mal umgezogen. Wir wollen einfach nicht still stehen.”
Liegt das an den Wettbewerbern?
Clemens Walter: „Ich sehe das so, wir haben keine Konkurrenten, sondern nur Nachahmer. Das ist wie ein sportlicher Wettkampf – und ich treibe sehr gerne Sport. Die anderen haben es probiert, aber mussten sich uns geschlagen geben. Dabei hatten sie einen guten Vertrieb, so wie wir. Die Liebe zum Detail und unsere Leidenschaft haben sich ausgezahlt. Ohne Konkurrenz wäre ich definitiv im falschen Business. Weitere Nachahmer werden bestimmt kommen, denn Süßigkeiten gehen immer. Aber ein schlechtes Gewissen kannst du auch noch morgen haben.”