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Interview mit Bernd Storm van’s Gravesande, Gründer von Aboalarm

Interview mit Bernd Storm van's Gravesande, Gründer von Aboalarm

Dr. Bernd Storm van’s Gravesande ist Gründer und Geschäftsführer der Aboalarm GmbH. Mit Aboalarm kannst du deine Verträge verwalten und ganz bequem abgeschlossene Verträge kündigen. Im Interview konnten wir einige spannende Neuigkeiten über das Startup aus München erfahren.

Der Name Aboalarm spricht ja schon ein wenig für sich. Könnt ihr trotzdem nochmal kurz erläutern, was ihr eigentlich macht?

Bernd Storm: „In erster Linie können Verbraucher über uns ihre Verträge vom Handy- bis zum Versicherungs- oder Fitnessstudiovertrag kündigen.
Außerdem können unsere Nutzer ihre Verträge bei uns verwalten und sich an Kündigungsfristen erinnern lassen. Dabei hilft unter anderem der automatische Vertragscheck, der das Bankkonto nach Vertragszahlungen durchsucht, um wirklich alle Vertragskosten im Blick zu behalten.
Als Verbraucherportal sehen wir es zudem als unsere Aufgabe an, Verbraucher über ihre Rechte aufzuklären und so ihre Position gegenüber den Unternehmen zu stärken..“

Eure Idee klingt so, als wärt ihr selbst genervt von Abos und automatischen Vertragsverlängerungen gewesen?

Bernd Storm: „Das stimmt! Die Idee entstand, als sich die Bahncard meiner Frau verlängerte – natürlich ungewollt! Wir hatten einfach vergessen zu kündigen. Ich dachte mir, dass wir nicht die einzigen sein können, denen das passiert, sondern es noch viele andere geben muss. Jeder hat doch Verträge. Eine kurze Umfrage in meinem Freundeskreis verstärkte diesen Eindruck und die Idee zu aboalarm war entstanden..“

Wie sah euer Team zum Zeitpunkt der Gründung aus und was habt ihr eigentlich vor der Gründung von Aboalarm gemacht?

Bernd Storm: „Gestartet haben wir zu zweit. Neben mir war noch Mitgründer Stefan an Bord.
Während ich mich, basierend auf meinem Hintergrund, um Geschäftsmodell und Marketingmaßnahmen gekümmert habe, war Stefan für Technik und Design zuständig.
Ich habe noch während der Gründungsphase nebenbei bei Experteer als Director Product Management gearbeitet. Den Job musste ich aber nach einiger Zeit aufgeben, da aboalarm schneller wuchs als wir ursprünglich dachten.
Stefan kannte ich noch von anderen gemeinsamen Projekten und als ich ihm die Idee von aboalarm schilderte war er sofort Feuer und Flamme..“

Eine dumme Frage: Skaliert euer Geschäftsmodell?

Bernd Storm: „Selbstverständlich! Es gibt in Deutschland 800 Millionen Verträge. Früher oder später wird jeder gekündigt. Wir konnten im letzten Jahr sowohl unser Kündigungsvolumen deutlich steigern als auch eine ganze Reihe neuer Mitarbeiter einstellen. Unser Fokus liegt neben der Weiterentwicklung des Kernprodukts auch immer auf der Suche nach weiteren Services, die wir unseren Nutzern anbieten können, um ihnen das Leben zu erleichtern. Der Vertragscheck ist beispielsweise so ein Service. Statt mühsam alle vorhandene Verträge per Hand eingeben zu müssen, kann der Nutzer mit dem Vertragscheck die Verträge automatisch erkennen lassen – das ist deutlich bequemer und man vergisst auch nichts..“

Einige User scheinen Probleme mit ihren Kündigungen über Aboalarm gehabt zu haben. Was sind die größten Probleme bei einem automatisierten Kündigungsprozess, so wie ihr ihn anbietet?

Bernd Storm: „Die größte Hürde sind die Unternehmen, diese ändern ihre AGB oder ihre Adresse, oft ohne es öffentlich kenntlich zu machen, sondern vermerken dies nur auf den Vertragsunterlagen der Kunden. Hier müssen wir schnell sein, die AGB der Unternehmen regelmäßig checken und auf Veränderungen sofort reagieren. Unser Produktteam hat das aber sehr gut im Griff.
Die meisten Probleme der Nutzer entstehen aber, wenn die Unternehmen beispielsweise behaupten, es wäre nie eine Kündigung angekommen oder andere Tricks anwenden, um die Kunden zu halten. Hier können wir aber in der Regel durch unsere Kündigungsgarantie schnell Abhilfe schaffen – da tauchen Kündigungen dann auf einmal wieder auf. Voraussetzung ist natürlich immer, dass die Nutzer sich auch bei uns melden, wenn etwas schiefgegangen ist und sich nicht auf die Aussagen der Unternehmen alleine verlassen..“

Viele Kunden finden euch über Google auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihren Vertrag zu kündigen. Ist Content Marketing in Verbindung mit SEO für euch das wichtigste Tool, um neue Kunden zu gewinnen?

Bernd Storm: „Ganz klar: Ja! Es macht ja nur Sinn, die Nutzer genau dann abzuholen, wenn sie sich dazu entschieden haben, ihren Vertrag zu kündigen. Da müssen sie uns bei Google auch finden. In unserem Blog erhalten die Nutzer außerdem noch weitere Informationen rund um die Kündigung, sodass sie gut informiert den Prozess starten können.
Natürlich nutzen wir unter anderem auch SEA, Social Media Marketing oder Newsletter Marketing aber SEO und Content Marketing sind die wichtigsten Säulen für die Neukundengewinnung..“

Mittlerweile bietet ihr auch Apps für mobile Geräte an. Seht ihr dort auch euren wichtigsten Markt für die Zukunft, oder denkt ihr, dass Desktop Geräte für euch am wichtigsten bleiben werden?

Bernd Storm: „Noch wird auf Desktopgeräten mehr gekündigt als auf dem Handy. Das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Kündigen ist in der Regel nichts, was der Nutzer eben schnell zwischendrin erledigt – eben weil es ohne uns ja auch mit viel Aufwand verbunden ist. 🙂 Außerdem geht mit der Kündigung meist die Suche nach einem neuen Anbieter einher – der Kunde informiert sich, will viele Informationen sammeln und vergleichen. Das macht man noch immer eher zu Hause auf dem Desktop oder Laptop als unterwegs schnell auf dem Handy..“

Ihr habt ein internationales Entwicklerteam in unterschiedlichen Ländern. Wie kam es dazu und wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Bernd Storm: „Wir wollten die besten Leute, egal woher sie kommen. Die Zusammenarbeit funktioniert wunderbar. Die gemeinsame Sprache ist englisch und wir tauschen uns täglich über Slack aus. Außerdem nutzen wir Trello um Aufgaben festzuhalten und Projekte zu planen. So hat jeder jederzeit einen Überblick, was bei wem ansteht und kann über Slack genauso schnell mit seinem Ansprechpartner kommunizieren als wäre er im Nachbarzimmer..“

Als Unternehmen habt ihr schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Was waren in dieser Zeit die entscheidendsten Erlebnisse?

Bernd Storm: „Als an einem Samstag um 18:34 die erste Kündigung kostenpflichtig versandt wurde wussten wir, dass wir einen neuen Meilenstein erreicht haben. Ein spannender Moment war es auch, als es darum ging, den ersten Mitarbeiter einzustellen. Man muss sich auf einmal fragen, wer zu einem passt, wen will man an seiner Idee teilhaben lassen und brennt er so für das Thema wie wir?.“

Auf eurem Markt seid ihr ziemlich präsent, ihr hattet allerdings Probleme, an Investorenkapital zu kommen. Was macht ihr, wenn Rocket Internet morgen entscheidet, ein Startup mit eurem Geschäftsmodell aufzusetzen?

Bernd Storm: „Wir hatten ganz zu Beginn Probleme an Kapital zu kommen. Seit ein paar Jahren lehnen wir ab. Wenn Rocket Internet morgen einen Kündigungsdienst startet, wünschen wir ihnen viel Erfolg und Durchhaltevermögen..“

User in anderen Ländern möchten wahrscheinlich auch gerne viele ihrer Verträge kündigen. Plant ihr in nächster Zeit ins Ausland zu expandieren?

Bernd Storm: „Demnächst ist der Launch in Österreich und der Schweiz geplant – auch wenn sich das zugegeben nicht wie Ausland anfühlt, sind die Regelungen dort doch ganz anders als in Deutschland. Das ist auch die größte Hürde bei der Expansion – in anderen Ländern gelten oft ganz andere rechtliche Grundsätze als hier in Deutschland. Bevor wir diese nicht genau kennen und unsere Qualität und den Erfolg der Kündigung nicht sicherstellen können, können und wollen wir nicht expandieren..“

Gibt es in nächster Zeit neue Features, die ihr euren Kunden präsentieren wollt? Oder wollt ihr euch auf eure Kernaufgaben konzentrieren?

Bernd Storm: „Wir haben in letzter Zeit mit dem Bankkonto-basierten Vertragscheck und unserem B2B-Produkt fintracer zwei große neue Produkte auf den Markt gebracht. Der Fokus liegt daher in nächster Zeit zunächst darauf, diese beiden neben dem Kernprodukt weiter zu entwickeln..“

Was würdet ihr im Rückblick bezogen auf Aboalarm anders machen?

Bernd Storm: „Nichts. Es ist so wie es ist..“

Und wenn ihr neuen Gründern einen Rat geben könntet: Welcher wäre das?

Bernd Storm: „Auch wenn es fast schon abgedroschen klingt: Niemals aufgeben! Lasst euch von Rückschlägen nicht verunsichern, sondern nehmt sie als Anlass, noch besser zu werden. Auch wenn eine Idee so gar nicht funktionieren will heißt das nicht, dass ihr direkt zurück ins Angestelltendasein müsst. Traut euch zu scheitern und habt den Mut, danach trotzdem weiter zu machen..“