Helpling vermittelt Putzkräfte über das Internet. Gestartet sind die beiden Gründer Benedikt Franke und Philip Huffmann im April 2014 und waren zwischenzeitlich mit Ihrem Startup in bis zu 14 Ländern aktiv. Außerdem konnte man bereits 56 Millionen Euro Kapital von Investoren einsammeln. Benedikt Franke hat uns im Interview einige Fragen beantwortet.
Zur Zeit der Gründung ward ihr fest davon überzeugt, dass viele Leute auf der Suche nach einem Anbieter wie Helpling sind. Seht ihr euch darin in der bisherigen Entwicklung bestätigt?
Benedikt Franke: „Absolut – wir haben deutschlandweit bereits weit über 50.000 Haushalte bedient. Dies zeigt, dass unser Service eine einfache und schnelle Lösung für ein Problem bietet, das viele von uns betrifft. Überlegen Sie einmal: Wie haben Sie früher eine Reinigungskraft gefunden? Dies war in der Regel mit einer aufwendigen Suche über den Bekanntenkreis oder das Durchforsten von Kleinanzeigen verbunden – und selbst dann hätten Sie keinen Einblick in die Qualität der jeweiligen Reinigungsdienstleistung. Hier kommen wir ins Spiel, indem wir Haushalte und Dienstleister auf unserer Plattform zusammenbringen: Innerhalb von 60 Sekunden kann man bei Helpling eine geprüfte und versicherte Reinigungskraft buchen. Interessant ist hierbei: Eine von uns durchgeführte Kundenumfrage hat gezeigt, dass knapp die Hälfte unserer Kunden vorher noch nie eine Reinigungskraft hatte und somit erst über uns ihre Hausarbeit auslagert. Doch nicht nur die Kundenseite nimmt unseren Service überwältigend an. Immer mehr Reinigungskräfte kommen über Empfehlungen zu uns. Sie schätzen an der Zusammenarbeit mit uns insbesondere die Flexibilität und Unabhängigkeit sowie den einfachen Zugang zu neuen Auftraggebern.“
Die Vermittlung von Putzkräften ist in vielen Ländern mittlerweile ein stark umkämpfter Markt. Wie wollt ihr euch behaupten?
Benedikt Franke: „Innerhalb von anderthalb Jahren ist es uns gelungen, das führende Online-Portal zur Vermittlung geprüfter Reinigungskräfte außerhalb der USA zu werden. Unser größter Konkurrent ist der Schwarzmarkt. Hier haben wir ein Angebot geschaffen, bei dem es für die Reinigungskräfte und ihre Auftraggeber keinen Grund mehr gibt, informell zusammenzufinden. Das schaffen wir, indem wir zu einem ähnlichen Preis viele weitere Vorteile anbieten: Haftplicht- und Unfallversicherung, Kundenservice, einfaches Zeit- und Auftragsmanagement online und Ersatz, wenn Auftraggeber oder Reinigungskraft ausfallen.
Ein wesentlicher Grund, warum wir uns gegen andere Vermittlungsportale durchgesetzt haben, ist das einzigartige Kundenerlebnis, das unsere Plattform bietet. Beispielsweise haben wir als erster Anbieter eine eigene App für Android und iOS-Endgeräte auf den Markt gebracht, über die die Kunden von überall und zu jederzeit ihre Reinigung buchen können. Seit Kurzem gibt es nun auch eine eigene App für die von uns vermittelten Reinigungskräfte – so ist es für diese noch einfacher, ihr eigenes Reinigungsgewerbe sowie ihre Aufträge zeit- und ortsunabhängig zu managen.
Darüber hinaus entscheidet am Ende des Tages die Qualität der vermittelten Reinigungsdienstleistung, ob ein Kunde nur einmal oder regelmäßig bei uns bucht. Um den besten Standard zu gewährleisten, greifen wir auf ein strenges und mehrstufiges Aufnahmeverfahren zurück und stellen sicher, nur die besten Reinigungskräfte zu vermitteln. Darüber hinaus spielt höchste Sicherheit eine essentielle Rolle: Als einziger Anbieter auf dem Markt bieten wir sowohl eine Haftpflicht- als auch eine Unfallversicherung an, sodass die Kunden als auch Reinigungskräfte stets auf der sicheren Seite sind. Und als einer unter wenigen Anbietern lassen wir uns das polizeiliche Führungszeugnis, den Gewerbeschein und ein Personaldokument zeigen.“
Jemandem den Zutritt zur eigenen Wohnung zu geben und dort putzen zu lassen erfordert ein hohes Maß an Vertrauen. Viele potentielle Kunden könnten deshalb davon abgehalten werden, über ein Online-Portal eine unbekannte Putzhilfe zu buchen. Wie wollt ihr hier in Zukunft überzeugen?
Benedikt Franke: „Dass es Vertrauen benötigt, jemand Fremdes in seine Wohnung zu lassen, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Aus diesem Grund greifen wir auf ein sehr strenges und mehrstufiges Aufnahmeverfahren zurück: Alle von uns vermittelten Reinigungskräfte müssen – neben der erfolgreichen Absolvierung eines Reinigungstests – sowohl eine Kopie des Personalausweises als auch ein einwandfreie Führungszeugnis sowie einen Gewerbeschein vorweisen. Alleine diese Vorkehrungen führen schon dazu, dass Sie bei Helpling systematisch eine Reinigungskraft buchen, der Sie mindestens so sehr vertrauen können, wie der Empfehlung eines Kollegen oder Bekannten. Darüber hinaus sind alle Dienstleister über Helpling haftpflicht- und unfallversichert, sodass der Kunde bei einem Schadensfall stets abgesichert ist. Des Weiteren ist unser Kundendienst täglich von 8-20 Uhr verfügbar, sodass der Kunde jederzeit bei Anliegen und Fragen einen Ansprechpartner an seiner Seite hat.“
Um in Großbritannien Fuß zu fassen habt ihr den dortigen Anbieter „Hassle“ gekauft, auch in Deutschland habt ihr schon Konkurrenten übernommen. Wird man in Zukunft weitere Zukäufe sehen?
Benedikt Franke: „Nein, mit den Akquisitionen von Cleanagents & Hassle haben wir dieses Thema abgeschlossen. Wir haben unsere Marktführerschaft dadurch weiter ausbauen können. Von nun an fokussieren wir uns ausschließlich auf organisches Wachstum.“
Nach eurem schnellen Wachstum habt ihr euch jetzt aus einigen Ländern wieder zurückgezogen und auch einen Teil eurer Mitarbeiter entlassen. Warum wurde das nötig?
Benedikt Franke: „Helpling hat in 1,5 Jahren eine Entwicklung durchlaufen, die andere Startups in 3-4 Jahren erfahren. Wir sind sehr schnell gewachsen und haben bewiesen, dass wir in allen Ländern operativ profitabel sein können und unser Geschäftsmodell sowohl Kunden als auch Reinigungskräften in allen Märkten einen großen Mehrwert bietet. Das schnelle Wachstum hat uns geholfen, 55,5€ Mio Finanzierung zu sichern – doch inzwischen hat sich die Wettbewerbssituation geändert: Viele Wettbewerber sind nicht mehr aktiv und mit der Akquisition von hassle.com sind wir die unangefochtene Nummer 1 in Europa. Aus der Position heraus hat es Sinn gemacht, den nächsten Schritt in der Unternehmensentwicklung zu gehen und uns auf Profitabilität zu fokussieren. Somit haben wir uns dazu entschlossen, uns auf die europäischen Kernmärkte sowie die englischsprachigen Länder zu konzentrieren. Wir möchten nun das Produkterlebnis unserer Kunden noch einzigartiger gestalten und unsere geschäftlichen Aktivitäten in den vielversprechendsten Märkten effizienter auszubauen. In den vier Ländern, die wir geschlossen haben, haben wir das operative Geschäft an andere Internetplattformen verkauft, sodass die Reinigungskräfte und ihre Auftraggeber ihre Beziehung aufrechterhalten können.“
In eurem Gewerbe arbeiten viele Reinigungskräfte schwarz. Ein besonders schwieriges Umfeld?
Benedikt Franke: „Der Schwarzmarkt ist unser größter Konkurrent: 4,5 Millionen Haushalte beschäftigen in Deutschland eine Reinigungskraft – jedoch erfolgt dies zu 90% weiterhin schwarz. Wie groß das Marktpotential ist, zeigt, dass sich jeder Dritte Haushalt vorstellen kann, sich Unterstützung im Haushalt zu holen – das entspricht 14 Millionen Deutschen. Unser Ziel ist es, den kaputten und intransparenten Markt zu professionalisieren und zu legalisieren. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass unser Konzept des Marktplatzmodells zwei Kundenseiten hat: Die Endkunden sowie die Reinigungskräfte. Insofern können wir nur erfolgreich sein, wenn wir beiden Seiten – Kunden und Reinigungskräften – ein gleichermaßen attraktives Angebot bieten. Doch wir sind sehr selbstbewusst, wenn es um den Vergleich mit dem Schwarzmarkt geht: Helpling ist klar die dauerhaft bessere Alternative. Denn wir prüfen nicht nur die Qualität vorab für den Kunden, sondern bringen in wenigen Schritten Transparenz, Sicherheit und Bequemlichkeit zusammen. Alle Reinigungskräfte wurden von uns geprüft und sollte der Kunde doch einmal ein Anliegen haben, kann er sich jederzeit an unseren Kundendienst wenden, der 7 Tage die Woche verfügbar ist. Zudem sind alle vermittelten Reinigungskräfte haftpflicht- und unfallversichert. Auf Grund der überwältigenden Nachfrage sehen wir, dass die Kunden dazu bereit sind, für eine legale Dienstleistung auch zu bezahlen. Neben dem preislichen Aspekt, der flexiblen Zeiteinteilung und regelmäßigen Aufträge sind dies Werte, die auch von den Reinigungskräften als sehr attraktiv wahrgenommen werden.“
Eure Kritiker werfen euch vor, dass Putz- und Reinigungskräfte bei euch in „prekäre“ Beschäftigungsverhältnisse gedrängt werden. Als Selbstständige haben sie zum Beispiel keinen Anspruch auf Mindestlohn oder Urlaub. Was sagt ihr dazu?
Benedikt Franke: „Der Stundensatz der von uns vermittelten Aufträge liegt zwischen 12,90 Euro und 16,90 Euro. Helpling erhält eine Provision von 20% für Kundengewinnung, Organisation und Zahlungsabwickung sowie den Kundenservice und die Versicherung.
Wir erhalten nicht nur sehr positives Feedback von den Reinigungskräften, sondern viele potentielle Dienstleister kommen mittlerweile über persönliche Empfehlungen zu uns. Das ist für uns ein Indikator, dass unser Angebot attraktiv ist. Den Vorwurf, dass wir Reinigungskräfte in prekäre Beschäftigungsverhältnisse drängen, können wir daher nicht nachvollziehen. Wir bieten auf dem Markt eine zusätzliche Möglichkeit an, als Reinigungskraft Aufträge zu erhalten. Selbst wenn Reinigungskräfte vorher etwa in Hotels oder in Reinigungsfirmen gearbeitet haben, so haben sie sich proaktiv für unsere Plattform entschieden. Dass sie diese Entscheidung treffen, ist für uns die wichtigste Bestätigung. Viele Reinigungskräfte teilen uns ebenso mit, dass der Stundensatz allein nicht ausschlagegebend ist. Genauso wichtig ist für sie, sich Arbeitszeiten und Orte frei einteilen zu können und nicht von einem Auftraggeber abhängig zu sein. Entscheiden ist, planbar und zuverlässig praktisch so viele Aufträge zu erhalten, wie sie möchten.
Neben den genannten Vorteilen ist eine Selbstständigkeit natürlich auch mit Verantwortlichkeiten verbunden. Zu diesen gehört, dass die Reinigungskräfte ihr Einkommen selbst versteuern und sich sozial zu versichern. Die Mehrheit von ihnen arbeitet nebenberuflich oder Teilzeit mit uns zusammen. Somit ist ein Großteil der Reinigungskräfte als Kleinstunternehmer (Umsatz unter 17.500€ im ersten und 50.000€ im Folgejahr) registriert und muss bspw. keine Mehrwertsteuer abführen. Darüber hinaus profitieren alle Dienstleister (genauso wie alle anderen Arbeitnehmer) von einem Steuerfreibetrag von 8472 €.“
Plant ihr eine Ergänzung oder Veränderung eures bisherigen Geschäftsmodells?
Benedikt Franke: „Aktuell konzentrieren wir uns ausschließlich auf den Reinigungsmarkt. Selbstverständlich sehen wir das Potential angrenzender Geschäftsbereiche. Das Prinzip, Kunden und Dienstleistern auf die bestmögliche Art die Zusammenarbeit zu erleichtern, ist übertragbar.“
Welche Vision habt ihr für Helpling in einem Jahr und in fünf Jahren?
Benedikt Franke: „Innerhalb eines Jahres haben wir uns als klaren europäischen Marktführer etabliert und sind hier neben Deutschland unter anderem in den Niederlanden, Großbritannien (Hassle.com), Frankreich, Österreich und Italien aktiv. Unser strategischer Fokus ist nun die Entwicklung dieser Märkte in Tiefe. Das bedeutet, in den aktiven Städten das Potential weiter auszuschöpfen und unser Angebot in zusätzliche Städte in den jeweiligen Ländern auszubauen.
Mit Sicherheit wird es auch in fünf Jahren noch Menschen geben, die über Empfehlungen oder Zeitungsannoncen einen Dienstleister suchen. Jedoch bieten wir die deutlich bessere Alternative für alle Seiten. Von daher halten wir es für realistisch, dass wir einen Großteil der Interessierten für Helpling gewinnen können. Zudem erweitern wir die Zielgruppe aufgrund des einfachen Zugangs und der Flexibilität deutlich.“
Egal ob Helpling erfolgreich wird oder nicht – Habt ihr persönlich für die Zukunft noch weitere Gründerpläne
Benedikt Franke: „Wir haben uns in kürzester Zeit in allen Ländern zum Marktführer entwickelt. Somit können wir mit der Entwicklung von Helpling mehr als zufrieden sein. Wir befinden uns immer noch am Anfang unserer Entwicklung und haben noch viel vor. Insofern ist unser Fokus ganz auf Helpling ausgerichtet.“
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