Bei der Farbe hat Foodora alles richtig gemacht. Die pinken Lieferboxen, in denen das Essen nach Hause geliefert wird, sind auf der Straße ein Blickfang. Wo aber ist der Unterschied zu anderen großen Namen der Branche wie Lieferando, Lieferheld oder pizza.de?
Startups im Bereich Food-Delivery-Service gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Der Kampf um die Kunden wurde dabei in der Vergangenheit durchaus hart geführt. Noch immer gibt es mehrere große Anbieter, die sich am Markt behaupten können. Das Konzept ist dabei sehr einfach: Plattformen wie Lieferando bieten dem Kunden eine konkrete Anlaufstelle, wenn der Hunger kommt. Vorbei also die Zeiten, als die Pinnwand in deiner Küche mit unzähligen Flyern der italienischen und asiatischen Lieferdienste der Nachbarschaft gepflastert war. Dafür gibt es ja jetzt eine App, in der du neue Restaurants finden, deine häufigen Bestellungen speichern und mit einem Klick wieder aufrufen kannst und in der du einfach per Kreditkarte oder PayPal bezahlst.
Lieferando und Lieferheld haben dabei allerdings ein anderes Geschäftsmodell als Foodora. Beide sind nur die Vermittler zwischen hungrigen Käufern und den Restaurants. Foodora hingegen bringt das Essen direkt nach Hause.
Foodora: Lieferservice für Restaurants
Nachdem die Bestellung eines Kunden in der Küche eingegangen ist, steht ein paar Minuten später der Essenskurier vor der Tür, um die Gerichte zu übernehmen und zum Kunden zu fahren.
Diesem ist es erstmal egal, wer ihm jetzt seine Bestellung liefert, der Prozess läuft ja genau gleich ab. Einfach die Homepage oder App von Foodora aufmachen, Lieblingsrestaurant und Lieblingsessen auswählen und auf die Lieferung warten. Nach möglichst kurzer Wartezeit steht dann der Kurier mit der Lieferbox vor der Tür, der die Strecke meistens mit Roller oder Fahrrad zurückgelegt hat.
Während der Bestellprozess also ähnlich abläuft, kann Foodora ganz andere Restaurants anbieten als etwa Lieferheld. Dort sind eher die klassischen Lieferdienste, die einen neuen Vetriebskanal nutzen. Bei Foodora hingegen finden sich Restaurants, die keinen eigenen Lieferdienst besitzen. Mit der Idee von Foodora bekommst du also mehr Auswahl für dein künftiges Abendessen.
Geld verdient Foodora durch eine Provision auf jede Lieferung. Diese wird mit den Restaurants einzeln verhandelt und beinhaltet auch schon die Kurierfahrt. Ziel ist es dabei, 30% des Kaufpreises zu erhalten. Für den Kunden, der sich sein Essen nach Hause bestellt, fällt eine kleine Gebühr an. Entscheidend für den Erfolg des Konzeptes wird die optimierte Routenplanung der Kuriere sein. Hierfür hat man sogar einen speziellen hauseignen Algorithmus.
Die Entwicklung von Foodora
Gegründet wurde Foodora noch unter dem Namen Volo im Oktober 2014 in München von einem Gründerteam aus fünf Personen. Die Idee zum Lieferdienst für Restaurants hatte Konstantin Mehl, der auch bis Oktober 2015 CEO war. Schon ein paar Monate später stieg Rocket Internet bei Foodora ein. Innerhalb kurzer Zeit konnte ein Team von 50 Mitarbeitern aufgebaut werden.
Im Sommer 2015 war Foodora bereits in Stockholm, Amsterdam und Helsinki am Start, das Team wuchs auf 200 Personen. Die Wachstumsraten lagen in dieser Zeit bei circa 25 Prozent pro Woche. Im weiteren Verlauf des Jahres 2015 wurde man auch in Österreich, Australien und Kanada aktiv. Da die Kuriere ständig unterwegs sind und Leerlauf vermieden werden soll, ist Foodora nur in größeren Städten präsent.
Im September 2015 wurde Foodora von Rocket Internet an Delivery Hero weitergereicht, zu dessen Imperium Lieferheld und pizza.de gehören. Allerdings ist Rocket mit 40% an Delivery Hero beteiligt. Im Hintergrund verfügt das Startup also über starke Partner.
Kann Foodora profitabel werden?
Unter den Restaurant-Lieferdiensten mit einem ähnlichen Konzept gab es in letzter Zeit einige Bewegung auf dem deutschen Markt. Aktuell größter Konkurrent ist Deliveroo, ein Startup aus Großbritannien, welches ebenfalls viel Investorenkapital einsammeln konnte.
Im Moment liefert man sich in großen deutschen Städten ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem noch kein Sieger auszumachen ist. Dabei geht es aber nicht nur darum, wer den längeren Atem hat. Tatsächlich gibt es Zweifel, ob das Geschäftsmodell von Foodora überhaupt jemals profitabel werden kann.
Wie auch schon bei Gründerszene angemerkt wurde, könnte die geringe Profitabilität der einzelnen Fahrten und die nicht immer vorherzusehende Nachfrage zu großen Problem führen. Ein einzelner Fahrer kann nur einen begrenzten Umsatz pro Stunde erwirtschaften. Von diesem geht dann zunächst der Stundenlohn für den Kurier ab. Am Ende bleibt nicht wirklich viel Geld übrig, um die restlichen Ausgaben zu bezahlen und außerdem auch noch Gewinn für die Investoren zu liefern.
Um einen großen Teil der Nachfrage auf dem Markt für Lieferdienste befriedigen zu können, müssten weiterhin extrem viele Fahrer beschäftigt werden. Allerdings lässt sich die Nachfrage nicht immer vorhersehen, gerade dann, wenn die Anzahl der Kunden immer weiter steigt. So geht die Zahl der Bestellungen beispielsweise bei schlechtem Wetter sprunghaft in die Höhe. Und dann kann man lange Wartezeiten und verärgerte Kunden nur schwer vermeiden.
Foodora: Alles nur Show oder auf dem Weg zum Erfolg?
Auch wenn das Startup starke Wachstumszahlen vorweisen kann, könnte es schwierig werden, mit dem Geschäftsmodell tatsächlich die Erwartungen der Investoren zu erfüllen. Bisher ist man diesen Nachweis noch schuldig geblieben. Im deutschen Markt liefert man sich weiterhin einen harten Konkurrenzkampf mit Deliveroo, weswegen momentan alle Anstrengungen darauf gerichtet sind, möglichst schnell zu wachsen.
Für dich als Kunden soll das aber egal sein: Du bekommst viele leckere Gerichte mit Foodora nach Hause geliefert. Aber nur, wenn du in der Großstadt wohnst.
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